119_Hauptzollamt Hamburg
KONZEPT & IDEE
Das neue Hauptzollamt ergänzt als markanter Baukörper den bestehenden Gebäudeblock und bildet dessen homogenen nördlichen Abschluss. Mit seiner achtgeschossigen Struktur und einer straßenbegleitenden Fassade erfüllt es die Vorgaben des Bebauungsplans, während es dennoch eine eigenständige Identität besitzt. Eine respektvolle Fuge verbindet den Neubau mit dem denkmalgeschützten Automuseum Protoyp und dient sowohl der Belichtung der Innenräume als auch als Zugang zum neuen Innenhof.
Die äußere Gestaltung orientiert sich an den Backsteinfassaden des Bestands, wobei vorgefertigte Ziegelelemente in einem modularen Raster gestapelt werden, um eine lebendige Fassade zu schaffen. Integrierter Sonnen- und Blendschutz sowie vereinzelte Balkone lockern das Erscheinungsbild auf und schaffen Break-Out-Spaces für die Mitarbeiter. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Ostfassade zum Lohsepark gewidmet, mit einer Vielzahl von begrünten Balkonen, um die Beziehung zum Landschaftspark zu betonen.
Im Inneren dominiert eine warme und einladende Atmosphäre dank der großzügigen Verwendung von Holzoberflächen. Öffentliche Bereiche wie das Foyer präsentieren sich großzügig und einladend, während klare Wegeführungen die Orientierung im Gebäude erleichtern. Der Aufzug, der die Besucher zu den Büroetagen bringt, bildet ein markantes Element im Foyer. Die Bürogrundrisse sind großzügig gestaltet und bieten sowohl Einzelzellen- als auch Großraumbüros. Zwei Erschließungskerne und großzügige Atrien sorgen für klare Sichtbeziehungen und Austausch zwischen den Geschossen, während vereinzelte skulpturale Treppen zusätzliche Verbindungen schaffen. Break-Out-Spaces lockern die Flurbereiche auf und können bei Bedarf zu Büros umgewandelt werden.
Die Funktionen des Gebäudes sind gut durchdacht: Untergeschosse beherbergen Stellplätze und Technikräume, das Erdgeschoss und Zwischengeschoss sind für öffentliche Funktionen reserviert, und das Staffelgeschoss beherbergt die Leitung des Hauptzollamtes sowie Konferenzräume mit Zugang zur Dachterrasse.
Insgesamt ist das Hauptzollamt Hamburg nicht nur ein funktionaler und effizienter Arbeitsplatz, sondern auch ein architektonisches markanter Hauptsitz, das die Bedürfnisse seiner Nutzer mit ästhetischer Raffinesse verbindet.
Nachhaltigkeit und Energie
Durch die CO₂-bindende Holzbauweise trägt der Neubau aktiv zur CO₂-Reduktion in der Atmosphäre bei. Dabei wird auf die Verwendung heimischer Hölzer aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft geachtet. Die sichtbaren Holzoberflächen werden nicht versiegelt, sondern nur mit natürlichen Ölen behandelt. Die Gipsfaserplatten und Putze sind mit Silikatfarben beschichtet. Beide Oberflächen tragen durch ihre feuchtigkeitsspeichernden Eigenschaften zusätzlich zur natürlichen Klimatisierung der Raumluft bei.
Die Wärmeerzeugung erfolgt über den Anschluss an das Fernwärmenetz und die Verteilung im Gebäude über Unterflurkonvektoren Für die verbleibende Kälteversorung (z.B. Serverräume) kommt eine hocheffiziente Kompressionskältemaschine zum Einsatz die mittels der Photovoltaik betrieben wird. Die Waschbecken in den WCs und der Teeküche werden mit effizienten Durchlauferhitzern versorgt. Dadurch kann auf eine energieintensive Wärmespeicherung verzichtet werden.
Auf dem Gründach des Staffelgeschosses ist eine großflächige PV-Anlage vorgesehen. Durch die Anordnung in Ost-West-Richtung wird versucht, die Verbrauchsspitzen am Morgen und am Abend abzudecken. In Kombination mit einem Stromspeicher und einer hocheffizienten, anwesenheitsgesteuerten LED-Beleuchtung wird eine Eigenstromversorgung von ca. 60% angestrebt.
Das Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und für die Bewässerung des Gründaches, des Hofes und eventuell für die Toilettenspülung verwendet. Die Nutzung von Grauwasser für die Toilettenspülung muss in der weiteren Bearbeitung noch genauer geprüft werden.
Die genannten Maßnahmen reduzieren die Gebäudetechnik und damit die Betriebskosten auf ein Minimum. Durch die Maßnahmen wird eine CO₂-Einsparung im Betrieb von über 50% gegenüber einem vergleichbaren Neubau angestrebt. Ein KfW 40 Gebäude ist möglich.
PROJEKTINFORMATIONEN
Status: Wettbewerb
Autraggeber: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Jahr: 2024
Größe: 11.700 m² BGF
MITARBEIT & KOLLABORATION
Paolo Bradicic, Marc Dufour-Feronce, Niklas Dietrich, Jorik Flohr, Leonard Goldenbaum, Lizzy Ramm, Andreas Reeg
Statik: Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker
Trog: IGU Günther & Lippick
KlimaEngineering: Transsolar
Brandschutz: brandschutz plus