090_Denkendorf
KONZEPT & IDEE
Das Kinderhaus wurde wie ein kleines Dorf gestaltet. Ein Cluster von kleinen Häusern das um einen zentralen Raum angeordnet ist. Im Kinderhaus „Eichwald“ gehen die Kinder auf Entdeckungsreise und erkunden jeden Tag neue Orte. Dem Erziehungsansatz folgend, dass Kinder bereits über Wissen und Fähigkeiten verfügen und diese auf spielerische Art und Weise weiterentwickeln, wurde das Kinderhaus als ein Konglomerat von unterschiedlichen Raummaßstäben geplant. In diesem Gebäude kann man von großen zu kleinen Räumen und von hohen zu niedrigen Bereichen wandern und klettern, genau wie in einer kleinen Stadt.
Herzstück des Kinderhauses ist der Mehrzweckraum. Er ermöglicht Tagesaktivitäten wie Basteln und Tanzen, Sport im Innenraum sowie gemeinsame Veranstaltungen mit dem Familiencenter in den Nachmittags- und Abendstunden. Er ist Präsentationsfläche des Erforschten und und bietet Rückzugnischen. Die hohe Raumstruktur mit Oberlichtern sorgt für viel Tageslicht und eine flexible Nutzung. Drumherum befinden sich ein Erschließungsring, der Garderobe, Spiel-, Stau- und Ausstellungsraum zu gleich ist.
Die Gruppenräume ermöglichen eine spielerische Lernumgebung mit dem Gruppenfläche im EG, dem Forschungsraum und Schlafbereich im OG sowie einer „Oberservatoriumsgalerie“ von dem aus der Himmel und der nahe gelegene Wald beobachtet werden können. Die Ebenen sind untereinander durch Lufträume verbunden, durch Netzstrukturen Absturz gesichert und mit Treppen und Rutschen erschlossen. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der kognitiven Entwicklung durch anregende Raumbeziehungen und physische Aktivität.
So entstehen vielfältige Räume die verschiedene Erfahrungen bieten. Ein dynamischer zentraler Raum durch einen interessanten Kreislauf erschlossen und die vertikalen, einbindenden Gruppenräume - von großen Räumen zu kleinen und von hohen Bereichen zu niedrigen. Die Sinne der Kinder werden durch die unterschiedlichen Maßstäbe, durch unterschiedliche akustische Erfahrungen und veränderte Wahrnehmung angeregt.
Konstruktion, Materialien und Wirtschaftlichkeit
Die Konstruktion folgt dem Vorsatz „einfach bauten“, bei dem auf einfache und dadurch kostengünstige Aufbauten geachtet wird.
Die Außenwände sind in Hanfkalksteinen angedacht. Diese Konstruktion ermöglicht durch Ihre guten Dämmwerte einen schlanken Aufbau und den Verzicht auf eine Außendämmung. Hanfkalksteine sind etwas teurer als Kalksandsteine jedoch wird durch den Entfall der Außendämmung die gesamt Konstruktion günstiger. Eine Ausführung mit Porotonsteinen ist ebenfalls denkbar. Die Hanfkalksteinaußenwände werden mit einer hinterlüfteten Schindelfassade aus recyceltem Plastik (Pretty Plastic) angedacht. Alternativ können auch Tonschindeln zum Einsatz kommen. Die Schindeln selber werden in unterschiedlichen Farbtönen je „Haus“ angebracht und betonen die unterschiedlichen Funktionen. Auf der Innenseite der Außenwände wird ein Kalkputz aufgebracht. Die Konstruktion bleibt so hoch atmungsaktiv und reguliert die Raumluft. Die Decken sind als Brettstapeldecken (BSP) mit Akustikunterseiten geplant. Diese BSP Elemente kommen auch für die Dachflächen zum Einsatz und ermöglichen einen schnellen Abschluss der Gebäudehülle während des Bauprozesses. Eine Holzfaseraufdachdämmung mit der gleichen Schindeleindeckung bildet den Abschluss.
Die Fenster sind als Holzfenster mit 3-fach Isolierverglasung vorgesehen. Große Holzrahmen verlängern die Fenster nach innen und ermöglichen den Kindern in diesen zu sitzen.
Im Innenraum dominieren warme und robuste Materialien. Innenwände sind ebenfalls aus Hanfkalksteinen gemauert und bieten einen guten Schallschutz sowie thermische Masse zum sommerlichen Hitzeschutz. Diese sind mit einem Kalkputz verspachtelt und bekommen einen Kalkanstrich in unterschiedlichen Farbtönen. Filz- und perforierte Holzflächen laden zur haptischen Erfahrung ein und helfen die Akustik zu verbessern. Der Boden wird mit einem Lehm-Kaseinspachtel versehen der robust und sehr pflegeleicht ist.
Holzeinbauten für Garderoben, Regale sowie Treppen und Galerieebenen verleihen eine warme und gemütliche Atmosphäre im Inneren.
Die Sanitärräume sind kompakt und effizient geplant und werden in warmen Farbtönen gehalten. Fliesen dominieren hier die Oberflächen aber auch Lehm-Kaseinspachtelflächen sind robust, leicht zu pflegen und wasserabweisend. Sie verleihen den Waschbereichen einen warmen und kinderfreundlichen Charakter.
Im Außenbereich bietet sich für die gestalterische Formensprache eine Kombination aus robustem Rasengitterstein für die geforderten Stellflächen, Holzsitzelementen, Gussasphalt, Metallkanten und wassergebundener Decke für die Vorplätze sowie Tartanflächen, gestampfte Erde und Holzelemente für den Spielbereich besonders an. Diese Materialien wurden auch im Hinblick auf Funktionalität, Kosten und Langlebigkeit ausgewählt.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Durch die Konstruktion in CO² bindender Holz- und Hanf-Kalksteinbauweise wird der Neubauten aktiv zur CO²-Minderung in der Atmosphäre beitragen. Hierbei wird auf die Verwendung von lokalen und aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft stammenden Hölzer geachtet. Die sichtbaren Holzoberflächen werden nicht versiegelt, sondern nur mit natürlichen Ölen behandelt. Sie tragen so zusätzlich zur natürlichen Klimatisierung der Raumluft bei, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Zudem dienen Sie den Kindern als sichtbares und erfahrbares Symbole für das zukunftsweisende Baumaterial Holz.
Die Wärmeerzeugung erfolgt über ein Mini-BHKW. Dieses erzeugt neben der benötigten Wärmeenergie auch Strom. Zusammen mit einer Solarfläche auf dem Technikdach und einem Stromspeicher wird eine Eigenstromversorgung von 60-70% angestrebt.
Das Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der Gartenbegrünung sowie eventuell zur WC-Spülung genutzt. Die Grauwassernutzung für die WC-Spülungen muss in der weiteren Bearbeitung genauer geprüft werden.
Die genannten Maßnahmen reduzieren die Technik des Gebäudes und somit die Betriebskosten auf ein Minimum. Es wird durch die Maßnahmen eine CO² Ersparnis im Betrieb von über 50% gegenüber vergleichbaren Neubauten angestrebt.
PROJEKTINFORMATIONEN
Status: Wettbewerb einzige Anerkennung
Auftraggeber: Gemeinde Denkendorf
Jahr: 05/2021
Größe: 1.100m² BGF
Kosten: ca. 2 Mio. €
MITARBEIT & KOLLABORATION
rundzwei Team:
Magdalena Baraniak, Marc Dufour-Feronce, Andreas Reeg
fabulism Team (Landschafstarchitektur):
Mirko Andolina